Petrographie
Riesige Farne und Schachtelhalme wachten an einem Ort, an dem vor 310 Millionen Jahren ein wertvoller Rohstoff entstand: der „Theumaer Fruchtschiefer“. Geologisch gesehen ist der Fruchtschiefer ein kontaktmetamorphes Gestein (Kontaktphyllit), das Zeitzeuge einer bewegten Vergangenheit ist und das Ergebnis der gewaltigen inneren und äußeren Kräfte unserer Erde in sich dokumentiert. Damals, im Oberkarbon, stieg unweit von Theuma Magma an die Erdoberfläche. Um diese Tiefengesteinsmassive bildeten sich der innere und äußere Kontakthof. Das sich langsam abkühlende Magma lieferte die nötige Hitze für die Metamorphose des umliegenden Ablagerungsgesteins.
Durch die Einwirkung der hohen Temperaturen und des großen Drucks auf den sich dort ehemals befindlichen Tonschiefer entstand der Fruchtschiefer, ein Phyllit. In seiner späteren metamorphen Überprägung bildeten sich aus der Gesteinsmasse neue Mineralien und Mineralsstrukturen. Hierbei entstanden die typischen Cordierit-Minerale. Als vor hunderten Jahren die Bauern begannen, kleine Mengen des Gesteins abzubauen, fühlten Sie sich durch die markanten länglichen Einlagerungen an Getreidekörnern („Feldfrüchte“) erinnert. Sie gaben dem Schiefer letztendlich die alte Bezeichnung „Fruchtschiefer“, die zu seinem Namen wurde.
Die Schieferung fällt generell mit 26 bis 40 Grad nach WNW ein. Das natürliche Kluftsystem verläuft parallel zur Schieferung. Diese Klüfte sind meist fest geschlossen oder mit Quarz gefüllt, sogenannte Kieswände. Gestein aus dem Kluftsystem wird zum Beispiel für die farblichen Akzente der Natursteinmauern, Stelen, Spaltfelsen und Verblendungen verwendet. Die Oberflächen aus diesen Bereichen zeigen ein lebhaftes Farbspiel von hell- und dunkelgrau bis zu erdwarmen Farbtönen, die im Bereich von beige bis braun liegen.
In einer Störungszone des Bruchs, die unregelmäßig verteilte Quarzlinsen und –adern aufweist, werden die Quarzfelsen gewonnen. Derartige Gesteinspartien eignen sich nicht zur Werksteinproduktion.
Zum Werkstein prädestiniert ist der „Theumaer Fruchtschiefer“ in seiner blaugrauen, feinstreifigen Varietät aufgrund folgender Eigenschaften:
- Homogenität im mechanischen Verhalten, senkrecht und parallel zur Schieferung
- gleichmäßige Spaltbarkeit
- Frostbeständigkeit
- Farbbeständigkeit
- hohe Verwitterungsbeständigkeit
Diese Eigenschaften werden durch den petrografischen Aufbau des „Theumaer Fruchtschiefers“ garantiert.
Unter dem Mikroskop ist zu erkennen, dass die makroskopisch homogen erscheinende Grundmasse aus einem geschieferten, parallelfilzigen bis feinschuppigen Serizit-Chlorit-Biotit-Gewebe mit Korngrößen um 0,015 mm besteht. Darin eingelagert sind Quarzkörner gleicher Größenordnungen. Diese sehr feinkörnige, feste Grundsubstanz hat einen Anteil von etwa 65% am Fruchtschiefer.
Die spindel- bis zigarrenförmigen Cordieritporphyroblasten, die „Früchte“, sind sehr gut in die Schieferung eingeregelt, innerhalb der Schieferungsebene aber richtungslos angeordnet.
Diese Cordierite sind ca. 2 bis 5 mm lang und 0,2 bis 0,5mm dick. Cordierit hat einen Anteil von etwa 20%. Zur Erinnerung: Cordierit hat eine Härte von 7 bis 7,5.
Zum Vergleich: Quarz hat (als Inbegriff für Verschleißfestigkeit) „nur“ die Härte 7 nach der Mohsschen Härteskala.